Rückblick auf Fronleichnamsfeste...
Fronleichnam
Das Wort Fronleichnam leitet sich vom mittelhochdeutschen „vrône lîcham“ ab, was übersetzt „Leib des Herrn“ bedeutet. Fronleichnam wurde erstmals im Jahre 1246 im Bistum Lüttich gefeiert. Die erste Prozession fand 1273 in Benediktbeuren (Bayern) statt. Das Fest wird immer am 60. Tag nach Ostersonntag begangen und steht in enger Verbindung zum Gründonnerstag. Es ist das Hochfest des heiligsten Leibes und Blutes Jesu Christi, der in Gestalt der Hostie durch die an diesem Tage stattfindenden Prozessionen in katholischen Gemeinden besonders geehrt wird.
Traditionell wurde zunächst die heilige Messe in der Kirche gehalten, ehe sich daran die Prozession anschloss. Pfarrer Krämer hatte aber eingeführt, dass am Fronleichnamstag die Messe im Burggarten gefeiert wurde und anschließend die Prozession die Straße an der Kurve zwischen Leipziger Straße und Alexanderring überquerte und den Weg durch den Johann-August-Ring, den Steinweg und die Wilhelmstraße zurückging bis zum Altar auf dem Alten Markt in dessen oberem Teil vor der evangelischen Kirche. Dort, an diesem Altar, erfolgte dann die Spendung des sakramentalen Segens. Pater Guido übernahm diese Wegführung. Jedoch wurde einige Jahre später die Messe nicht mehr im Burggarten gehalten, sondern auf dem Alten Markt, bzw. bei sehr schlechtem Wetter auch in der Pfarrkirche. Die danach sich aufstellende Prozession ging durch die Friedrichstraße, einmal auch durch die Herrnstraße, über den Johann-August-Ring, die Steinstraße und die Wilhelmstraße zurück zum Alten Markt. Pfarrer Roth setzte diese Regelung fort, die bis heute gilt.
Heute wird nur noch ein Altar, nämlich der auf dem Alten Markt, aufgestellt. Bis in die sechziger und siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts hinein waren dies aber bei allen Prozessionen im Land vier Altäre. So auch in Hachenburg. Dabei gab es verschiedene Standorte für die vier Altäre in unserer Stadt, je nachdem wie die Wegstrecke verlief. Denn auch frühere Jahrzehnte änderten diese ab. Ältere Mitglieder der Gemeinde entsannen sich in einer Befragung an folgende Standorte:
- JohannAugust-Ring: erste Kurve vom Schloss aus
- „Dicker Baum“ (Linde): Einmündung Rheinstraße / Steinweg
- Altstädter Schule
- Neumarkt: oberhalb des Hotels Friedrich
- Am Finanzamt
- Neben dem Burggarten, in etwa Höhe Landschaftsmuseum (Hier waren die Erinnerungen der Befragten nicht ganz einheitlich.)
- Alter Markt nach unten hin unterhalb des Brunnens (nicht zu verwechseln mit dem heutigen Standort auf dem Alten Markt)
Die katholische Gemeinde in der Stadt der Pfarrei Hachenburg und einzelne dazugehörige Ortschaften übernahmen über viele Jahre hinweg die Aufstellung und Pflege der einzelnen Altäre. Altstadt zum Beispiel war zuständig für den Altar auf dem Neumarkt. Dabei benutzte man den noch vorhandenen steinernen „Kaisersockel“, nach dessen späterer Entfernung baute man einen hölzernen Sockel nach, der von den Altstädtern nur am Fronleichnamstag für den Altar auf dem Neumarkt angewendet wurde. Überhaupt machte man sich große Mühe mit dem reichlichen Blumenschmuck und der Dekoration der gesamten Wegstrecke. Es gab kunstvolle Blumen- und Sägemehlteppiche, frisches Reisig und kleine Altärchen vor den Häusern, Buchsbaumgirlanden, blumenbestreute Wege, hohe Ehrenpforten aus gebundenen Fichtenzweigen sowie große und kleine Fahnen überall. Als Besonderheit fielen in Hachenburg symbolische Abbildungen von Lamm (Agnus Dei) und Pelikan auf. Den Arbeitsgruppen, die dies alles herrichteten und aufbauten, muss besonders gedankt werden. Das gilt auch für den Kirchenchor, die Träger des Baldachins, die Stadtkapelle (früher) und die Altstädter Dorfmusikanten (letzte Jahrzehnte bis heute), die Ministranten, den Ausschuss des Pfarrgemeinderates und die Geistlichkeit. Viele dieser Aktivitäten und Auschmückungen haben sich bis heute erhalten, allerdings in zum Teil abgeschwächter Form.
Die befragten Personen berichteten, dass während des Dritten Reiches die Prozession in der Wegstrecke eingeengt wurde, man vermutet, dass es damals auch Beobachtungen gab.
Günter Hummes